Fr., 4. Oktober

40. Wo. 2024

Ein Artikel aus der »Ärzte Zeitung« vom 28.9.2000

Studie aus Kiel / Skrotale Temperatur bis zu drei Grad erhöht

In Wegwerf-Windeln mit Plastik ist es für Baby-Hoden viel zu heiß

Kiel (ug). Die skrotale Temperatur ist bei Babys und Kleinkindern, die Wegwerf- oder Folienwindeln tragen, stark erhöht. Einen Anstieg um bis zu drei Grad haben Kieler Pädiater in einer Studie gemessen. Das könnte ihrer Meinung nach ein erster Hinweis sein, weshalb die männliche Fertilität in den letzten Jahrzehnten abgenommen und die Prävalenz von Hodenkrebs zugenommen hätten.

Ausgangspunkt war eine klinische Beobachtung:

»Wenn man bei Säuglingen mit einem hochfieberhaften Infekt die Windel aufmacht, ist es so heiß, dass man sich die Hände verbrennt«,

so Privatdozent Dr. Carl-Joachim Partsch, Oberarzt in der Uni-Kinderklinik in Kiel, im Gespräch mit der »Ärzte Zeitung«.

Zusammen mit Professor Wolfgang Sippell und M. Aukamp hat er bei 48 gesunden Jungen im Alter von der Geburt bis 55 Monaten je zweimal 24 Stunden lang die skrotale Temperatur gemessen (Arch Dis Child 2000, 83, 364). Auf die Hoden sind Hautsonden aufgeklebt worden, die alle 30 Sekunden gemessen haben. So sind insgesamt 2880 Temperaturmessungen zustande gekommen. Die rektale Temperatur hat als Kontrolle gedient. Bei einem Durchgang haben die Buben moderne Wegwerf-Windeln mit Plastik getragen, beim anderen Baumwoll-Windeln.

Dabei sind große Unterschiede festgestellt worden. Bei Baumwoll-Windeln war die Temperatur der Hoden im Mittelwert um ein Grad geringer als bei Folien-Windeln, der Unterschied zur rektalen Temperatur war deutlich größer. Wie es auch sein sollte, denn normalerweise haben die Hoden eine Temperatur von 34 Grad. Mehr noch, so Partsch:

»Die Maximaltemperaturen in Folien-Windeln gehen bis 37 Grad.«

Die Pädiater vermuten, dass sich die Hoden bei so hohen Temperaturen nicht normal entwickeln können. Grundsätzlich von Folien-Windeln abraten will Partsch aber nicht, bei Fieber allerdings sollten die Jungen Baumwoll-Windeln tragen.


Die Originalquelle ist leider nicht mehr verfügbar:
http://www.aerztezeitung.de/docs/2000/09/28/173a0102.asp
Mir wurde auf Nachfrage das Zitieren erlaubt. Alle Rechte an dem Artikel liegen bei https://aerztezeitung.de.

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