Do., 12. Dezember

50. Wo. 2024

Wissenswertes über Windeln und Umwelt –
Zahlen, Daten, Hintergründe

Für alle, die es genauer wissen wollen: Hier wird es jetzt etwas ausführlicher.

Verbrauch pro Baby – Ausgangswerte für Mengenberechnungen →Müllmengen

Schmuckbild: Mobilé
Wahrscheinlich 90 % aller deutschen Babys werden überwiegend oder ausschließlich mit Wegwerfwindeln gewickelt.

Die unten nachfolgenden Berechnungen für Leipzig und die gesamte BRD basieren auf eigenen Beobachtungen und Befragungen – realitätsbezogen, aber ohne Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit. Wenn jemand konkrete Quellen kennt, die belastbare Zahlen liefern, bitte ich um Nachricht mit Quellenangabe – herzlichen Dank.

Hier nun meine Zahlen, die ich als Berechnungsgrundlage verwendet habe:

90 % aller Babys werden mit Wegwerfwindeln gewickelt:

  • im ersten Jahr 6x am Tag,
  • im zweiten Jahr sind 10 % dieser Babys sauber – es werden noch 90 % jeweils 4x am Tag gewickelt,
  • im dritten Jahr sind 60 % der Wegwerfwindel-Babys sauber – es bekommen noch 40 % jeweils 3x am Tag eine Windel und
  • im vierten Lebensjahr werden immer noch 20 % jeweils 2x am Tag

mit Wegwerfwindeln gewickelt. Daraus resultiert ein mittlerer Gesamtverbrauch von Wegwerfwindeln je Baby von insgesamt 4.088 Stück.

Anmerkung:

In vielen Publikationen werden bis zu 6.500 Stk. Wegwerfwindeln genannt, die ein Baby (angeblich) verbraucht. Das ist jedoch nach meinen Beobachtungen aus der realen Lebenspraxis viel zu hoch angesetzt. Es wird nicht berücksichtigt, dass mit Wegwerfwindeln seltener gewickelt wird, als mit Stoffwindeln. Solche Zahlen sollen vorrangig einen (angeblichen) Kostenvorteil der Stoffwindel betonen.

Meiner Meinung nach sind das unnötige Übertreibungen, weil Stoffwindeln – und ganz besonders der Windeldienst – Vorteile bieten, die mit Geld nicht aufzuwiegen sind.

Der dort meist locker herbeigerechnete Kostenvorteil der Stoffwindel berücksichtigt selten indirekte und versteckte Nebenkosten und nie die benötigte Arbeitsleistung und den damit verbundenen Zeitaufwand, den Stoffwindeln beim Selbstwaschen verursachen. Allein schon die Beschaffungsrecherchen können für unerfahrene Eltern ganz schön viel Zeit und Nerven verschlingen… Und im Vergleich zu gewerblicher Waschtechnik verbraucht die private Haushaltswäsche deutlich mehr Zeit, Wasser, Waschmittel und Energie.

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Leipzig – Verbrauch Wegwerfwindeln →Müllmenge

Im Jahr 2020 wurden allein in der Stadt Leipzig insgesamt ungefähr 25.688.000 Stück Wegwerfwindeln verbraucht. Diese Menge verursachte einen Müllberg mit einem Volumen von ca. 20.551 m3 und einem Gewicht von ca. 7.706 t.

Bild: Wegwerfwindelverbrauch Leipzig pro Jahr im Gröenvergleich mit dem Alten Rathaus Leipzig

25.688.000 Wegwerfwindeln auf einem Haufen – der Verbrauch nur in Leipzig von einem Jahr…! Hier im Bild beispielhaft dargestellt. Der Würfel hat eine Kantenlänge von ca. 27 m. Hier im Größenvergleich das Alte Rathaus in Leipzig.

Quelle des für die Grafik verwendeten Fotos: Appaloosa, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Artikel bei Wikipedia zum Alten Rathaus in Leipzig

Bild: Container 1.100 l

Wenn man diese Wegwerfwindeln in Container zu je 1.100 l Fassungsvermögen füllt, sind das 18.682 Container mit je ca. 1,4 m Breite. Stellt man die in eine Reihe lückenlos nebeneinander, sind das ca. 26 km. Das entspricht der Fahrtstrecke Leipzig-Eilenburg.

Im Jahr 2019 betrug der Anteil von Wegwerfwindeln am Gesamtrestmüll der Stadt Leipzg (Restabfall aus Haushaltungen + Geschäftsmüll) mehr als 9 %.

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BRD gesamt – Verbrauch Wegwerfwindeln →Müllmenge

Allein im Jahr 2019 (für 2020 habe ich noch keine offiziellen Geburtenzahlen) wurden in ganz Deutschland insgesamt ungefähr 2.988.000.000 Stück Wegwerfwindeln verbraucht. Diese Menge verursachte einen Müllberg mit einem Volumen von ca. 2.390.000 m3 und einem Gewicht von ca. 896.300 t.

Bild: Wegwerfwindelverbrauch BRD pro Jahr im Gröenvergleich mit Augustusplatz Leipzig

2.988.000.000 Wegwerfwindeln auf einem Haufen – der Verbrauch von einem Jahr…! Hier im Bild beispielhaft dargestellt. Der Würfel hat eine Kantenlänge von ca. 134 m. Hier im Größenvergleich der Augustusplatz in Leipzig.

Quelle des für die Grafik verwendeten Fotos: Whgler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Artikel bei Wikipedia zum Augustusplatz in Leipzig

Bei einer Ladung von 20 m3 je Fahrzeug sind das insgesamt ca. 119.503 Müllfahrzeuge. Fast EINHUNDERTZWANZIGTAUSEND Müllautos – voll beladen, nur mit Wegwerfwindeln – für den Verbrauch von EINEM JAHR! Diese Müllautos lückenlos in eine Reihe hintereinandergestellt, ergeben eine Strecke von 1.195 km. Zur Anschauung: Das entspricht einer Fahrtstrecke mit dem Auto:

  • Leipzig → Le Mans (Frankreich; 1.155 km),
  • Leipzig → Minsk (Belarus (Weißrussland); 1.261 km),
  • Leipzig → San Marino (Italien; 1.119 km),
  • Leipzig → Göteborg (Schweden; 1.172 km) oder
  • Leipzig → Oxford (Großbritannien, England; 1.144 km)…
(Streckenberechnungen bei Openstreetmap.de)

Der Anteil von Wegwerfwindeln am Gesamtrestmüll der BRD (Privathaushalte und Kleingewerbe) betrug im Jahr 2019 ungefähr 7 %.

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Umweltwirkung von Wegwerfwindeln –
Studienhörigkeit oder Eigenverantwortung?!

Für die Herstellung von Wegwerfwindeln werden riesige Mengen fossile Rohstoffe, Holz, Energie und Wasser verbraucht, entsprechende Mengen Treibhausgase freigesetzt und andere große Umweltschäden angerichtet.

Man findet bei intensiver Suche verschiedene Studien zur Umweltbelastung von Wegwerfwindeln im Vergleich mit Stoffwindeln, die je nach Ansatz und Auftraggeber zu verschiedenen Ergebnissen kommen.
Man kann sich nun die passende Studie heraussuchen, damit seinen Standpunkt untermauern und dann stur auf diesem beharren – oder man hinterfragt, an welchen Parametern solche Studien ausgerichtet werden. Dann stellt man fest, dass die Parameter keineswegs objektiviert und vergleichbar sind.

Also taugen die Studien nicht das Papier, auf dem sie geschrieben stehen…?

Mein Ansatz ist viel direkter und kommt ohne Zahlenspielertricks aus:
Überleg doch nur mal, mit welchem Aufwand Wegwerfwindeln hergestellt werden – wie auch alle anderen »einmal-benutzen-und-dann-wegwerfen-Artikel«:

  • Holz für die Zellstoffgewinnung – in vielen Fällen immer noch aus Urwäldern,
  • Wasserverbrauch bei der Zellstoffgewinnung und in der Chemieindustrie,
  • Erdöl und andere fossile Rohstoffe für die chemischen Bestandteile von Wegwerfwindeln, wie Superabsorber, Folien, Vliese, Kleber, Farben…
  • Erdöl und andere fossile Rohstoffe für Gleit- und Trennmittel, Schmierstoffe und sonstige Hilfsstoffe für die gesamte Produktionskette,
  • Erdöl und andere fossile Brennstoffe für Antriebsenergie für Rohstoffgewinnung, Herstellung und Transport,
  • Erdöl und andere fossile Brennstoffe für Heizenergie in allen Produktionsstufen,
  • Der gesamte Aufwand allein für die Transportleistungen, um
    1. die Rohstoffe zu den Grundstoffproduzenten,
    2. die Grundstoffe zu den Halberzeugnisherstellern,
    3. die Halberzeugnisse zur Endproduktion und dann die fertigen Wegwerfwindeln
    4. vom Hersteller zum Großhandel,
    5. vom Großhandel zum Einzelhandel,
    6. vom Einzelhandel zum Endverbraucher und
    7. vom Endverbraucher dann noch zur Entsorgung

zu bringen – und da sind die insgesamt erbrachten Arbeitsleistungen in der gesamten Kette von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung und erst recht die Aufwände für Planung und Errichtung der Produktionsstätten noch gar nicht erwähnt…!

Das alles nur, damit das Baby einmal in die Windel macht und die Windel dann weggeworfen wird – wenn DAS kein ABERWITZIGER IRRSINN ist, was dann sonst?!

Ja, auch die Stoffwindel belastet die Umwelt, wie jedes menschliche Handeln – aber man darf bei einermaßen klarem Verstand behaupten, dass die Umweltschäden durch Stoffwindeln in Summe bei weitem nicht so gravierend sind, wie die von Wegwerfwindeln. Dafür braucht man keine statistischen Verrenkungen anzustellen.

Bist du jetzt etwas irritiert, wenn du das mal so detailliert aufgelistet vor dir siehst – oder gar ein wenig geschockt, weil du darüber noch nie nachgedacht hast?

Sehr gut – dann ergeben sich ja deine Schlußfolgerungen geradezu wie von selbst…!

»Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.« (Albert Einstein)

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